Hotspot Bayern: Das bayerische Molassebecken und der Malm-Aquifer bilden ideale geologische Gegebenheiten für hydrothermale Tiefengeothermie.

Mithilfe der Geothermie kann die in der Erdkruste gespeicherte Wärmeenergie zum Heizen, Kühlen und zur Stromerzeugung genutzt werden. Es handelt sich zudem um eine nachhaltige, regionale und witterungsunabhängige Energiequelle.

Temperaturen in Deutschland in 1.000 und 3.000 m Tiefe. © Agemar LIAG

Bayern liegt im süddeutschen Molassebecken, das sich von der Donau bis zu den Alpen erstreckt. Diese Region ist geologisch besonders für die Nutzung der hydrothermalen Tiefengeothermie geeignet. In den zerklüfteten Kalksteinformationen des sogenannten Oberjuras ist heißes Tiefenwasser vorhanden. Diese geologische Schicht taucht von der schwäbisch-fränkischen Alb im Norden nach Süden bis unter die Alpen ab.

Durch das stetige Absinken des Reservoirs in Richtung Alpen nimmt auch die Temperatur nach Süden hin zu. Derzeit sind in Bayern 25 Anlagen in Betrieb. Die tiefste Bohrung liegt in Holzkirchen, wo aus 5.079 m Tiefe Thermalwasser mit rund 155 °C gefördert wird.

Zukunftsperspektive für die Geothermie in Deutschland?

Derzeit spielen Erdöl und -gas eine übergeordnete Rolle auf dem Energiegewinnungsmarkt, was zu hohen CO2-Emissionen führt. Die aktuelle Regierungskoalition macht nun deutlich, dass heimische Energiequellen nutzbar gemacht werden sollen, um weniger klimaschädliche Treibhausgase auszustoßen und sich gleichzeitig geopolitisch unabhängiger zu positionieren. Ziel sei es, die Hälfte der kommunalen Wärme bis 2030 aus klimaneutralen Quellen zu gewinnen. Hierbei kann die tiefe Geothermie einen entscheidenden Beitrag leisten. Sie ist klimaneutral, witterungsunabhängig und damit geeignet, die Grundlast abzudecken.

Mit der Frage, welche Rolle die Geothermie in Zukunft im deutschen Energiesystem einnehmen wird, haben sich die Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie (IEG) und das Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ) befasst. Mit der „Roadmap Tiefe Geothermie für Deutschland“ werden Handlungsempfehlungen für Politik, Wirtschaft und Wissenschaft aufgezeigt, um die Wärmewende erfolgreich zu gestalten.

So kann die hydrothermale Geothermie nach den Abschätzungen der Roadmap rund ein Viertel des Gesamtwärmebedarfes Deutschlands decken. Dies entspricht rund 300 TWh Jahresarbeit bei 70 GW installierter Leistung. Zum Ausbau der geothermalen Erzeugungsinfrastruktur und zur Anbindung an kommunale Verteilungsinfrastrukturen für Wärme kommen auf öffentliche Haushalte und private Unternehmen in den kommenden zehn Jahren Investitionen in Höhe von 2,0 bis 2,5 Milliarden Euro je GW installierter Leistung zu.